Amalgamfüllungen - Vorteile und Risiken
Ein kleines Loch im Zahn kann schnell entstehen. Eine Zahnfüllung ist nun das Mittel der Wahl. Die gesetzlichen Krankenversicherungen übernehmen die Kosten für das Entfernen von Karies sowie für die meisten Zähne die Kosten für Amalgam-Zahnfüllungen. Diese bieten einige Vorteile, werden aber vor allem wegen des im Amalgam enthaltenen Quecksilbers kritisch gesehen. Zu Recht?
Allein 2021 rechneten Zahnärzte in Deutschland rund 47 Millionen Mal eine Füllung ab. Eine Zahnfüllung ist also keine Seltenheit. Die zahnärztliche Behandlung verfolgt immer das Ziel, den Zahn nach Entfernen der Karies durch die Füllung vor weiteren Schäden zu beschützen. Neben Zement-, Kunststoff- oder Keramikfüllungen kommen dabei oftmals auch Amalgamfüllungen zum Einsatz. Diese bestehen aus einer Legierung von Silber, Kupfer, Zink, Zinn und aus Quecksilber.
Warum wird Amalgam als Zahnfüllung verwendet?
Ein großer Vorteil der Amalgamfüllungen ist die hohe Langlebigkeit und die unkomplizierte Verarbeitungsfähigkeit. Rund acht Jahre müssen Amalgamfüllungen nicht erneuert werden. Zudem ähnelt Amalgam in seiner Beschaffenheit echten Zähnen. Amalgam wird bereits seit dem 19. Jahrhundert als Material für eine Zahnfüllung verwendet.
Warum ist eine Zahnfüllung aus Amalgam umstritten?
Grund für die Kritik an Amalgamfüllungen ist das enthaltene und giftige Schwermetall Quecksilber. Dieses ist bei Raumtemperatur flüssig, aufgrund eines niedrigen Siedepunktes wird Quecksilber aber schnell gasförmig. Die so entstehenden Dämpfe sind giftig und können im Fall, dass eine Amalgamfüllung die Dämpfe freisetzt, über Speichel und Atemluft in den Blutkreislauf und die Lunge gelangen und sich so in Organen ablagern.
In Amalgamfüllungen ist das Quecksilber aber chemisch gebunden. Eine Freisetzung im Mund findet daher – wenn überhaupt – nur in geringsten Mengen statt. Trotzdem wird davon abgeraten, intakte Amalgamfüllungen in einem Zahn zu entfernen und zu ersetzen, da beim Legen und beim Entfernen der Füllung Quecksilber-Dämpfe freigesetzt werden könnten. Zwar haben Zahnärzte besondere Behandlungsmethoden, trotzdem gibt es keine Notwendigkeit, eine noch intakte, alte Amalgamfüllung zu entfernen und zu ersetzen.
Wie schädlich ist Amalgam für die Zähne und den Körper?
Tatsächlich gibt es kein Material für Füllungen, das intensiver und häufiger untersucht wurde als zahnärztliches Amalgam. Bisher konnte keine Studie belegen, dass Amalgamfüllungen mit dem enthaltenen Quecksilber in einem ursächlichen Zusammenhang mit Krankheiten stehen. Laut der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung liegt die Quecksilberaufnahme durch Zahnfüllungen mit Amalgam etwa in der gleichen Größenordnung wie die Quecksilberbelastung durch die Nahrung. So können etwa Fischsorten wie Thunfisch Quecksilber enthalten. Dass die Nutzung von Amalgam für Kinder und Schwangere eingeschränkt worden ist, dient laut Kassenzahnärztlicher Bundesvereinigung nur dem vorsorglichen Gesundheitsschutz.
Welche Nachteile haben Amalgamfüllungen?
Eine Füllung aus Amalgam hat eine silbrige Farbe, weshalb sie am Zahn auffallen kann und für manche Menschen daher weniger ästhetisch wirkt. Aus diesem Grund übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen für die Schneidezähne auch die Kosten von zahnfarbenen Kompositfüllungen.
Weiterer Nachteil der Amalgamfüllungen: In einigen Fällen wird durch das Amalgam ein metallischer Geschmack im Mund ausgelöst. In sehr seltenen Fällen können auch allergische Reaktionen wegen der Füllung auftreten.
Welche Alternativen gibt es zu Amalgamfüllungen?
Amalgam ist nur ein gängiges Material zum Füllen von Zähnen, es gibt verschiedene weitere Möglichkeiten. Dazu gehören unter anderem:
- Inlays aus Keramik: Eine laborgefertigte Füllung aus Keramik hat den Vorteil, dass sie sehr lange haltbar ist. Außerdem lässt sich die Keramik jeder Zahnfarbe anpassen, weshalb die Füllung am Zahn kaum auffällt. Der Nachteil: Die Füllung ist sehr teuer. Im Seitenzahnbereich muss ein Patient meist zwischen 350 und 400 Euro für ein Inlay bezahlen. Die Haltbarkeit beträgt 8 bis 10 Jahre.
- Kunststoff-Füllungen: Diese Füllung besteht aus Komposit, einem Verbundwerkstoff aus Kunststoff und weiteren Bestandteilen. Auch sie lassen sich an verschiedene Zahnfarben anpassen. Kunststoff-Füllungen gelten als nicht ganz so belastbar wie Keramik- oder Amalgamfüllungen. Kompositfüllungen sind deutlich günstiger, hier liegt die Zuzahlung für den Patienten meist zwischen 60 und 100 Euro. Die Haltbarkeit beträgt 4 bis 6 Jahre.
- Zement-Füllungen: Diese aus Glas-Ionomer-Zement bestehenden Füllungen sind zur provisorischen Füllung vorgesehen und können auch bei Milchzähnen zum Einsatz kommen. Zementfüllungen sind nicht sehr haltbar, ein Patient muss keine Zuzahlung leisten. Die Haltbarkeit beträgt 1 bis 2 Jahre.
- Goldinlay: Hier werden Inlays aus einer Goldlegierung gefertigt. Besonders für Seitenzähne haben sich die Füllungen aus Gold bewährt, da sie sehr widerstandsfähig und gut verträglich sind. Mit 300 bis 400 Euro pro Inlay sind sie aber auch relativ teuer. Die Haltbarkeit beträgt 15 bis 20 Jahre.
Wer übernimmt die Kosten für Amalgamfüllungen?
Ist ein Patient in einer gesetzlichen Krankenversicherung versichert, übernimmt diese alle Kosten für Amalgamfüllungen im Seitenzahn- sowie für Kompositfüllungen im Frontzahn-Bereich. Besteht beim Patient eine nachgewiesene Unverträglichkeit gegen ein eingesetztes Material, kann der Zahnarzt die Kosten für eine Kompositfüllung über die Versichertenkarte abrechnen. Eine vorherige Antragsstellung ist dafür nicht notwendig. Versicherte müssen dem Zahnarzt nur den Nachweis der Unverträglichkeit vorlegen. Seit 2018 kommt Amalgam nicht mehr bei Kindern, Schwangeren und stillenden Frauen zum Einsatz, auch hier übernimmt die gesetzliche Krankenkasse die Kosten für notwendige Kompositfüllungen.
Wer übernimmt die Kosten für alternative Zahnfüllungen?
Ist die Zahnfüllung medizinisch notwendig, so treffen die Patienten gemeinsam mit ihrem Zahnarzt die Entscheidung, welches Material verwendet werden soll. Wird ein hochwertigeres Füllungsmaterial ausgewählt wie z. B. Kunststoff, Gold oder Keramik, so vereinbart der Zahnarzt dies über eine sogenannte Mehrkostenvereinbarung. Zudem hat der Zahnarzt, da es sich um die Abrechnung von Privatleistungen handelt, die Möglichkeit, sein Honorar zu variieren. Die anfallenden Mehrkosten im Zusammenhang mit diesen Zahnfüllungen können von den gesetzlichen Krankenkassen leider nicht übernommen werden. Der gesetzliche Kostenanteil für die vergleichbare „Kassenfüllung“ wird jedoch vom Rechnungsbetrag abgezogen und direkt mit uns abgerechnet.
Eine private Zahnzusatzversicherung kann eine sinnvolle Ergänzung des Versicherungsschutzes sein, um sich die Kosten für alternative Zahnfüllungen erstatten zu lassen.
Übrigens: Im Rahmen des persönlichen Gesundheitskontos übernimmt die Heimat Krankenkasse viele Zusatzleistungen. Dazu zählen unter anderem: Professionelle Zahnreinigung, Fissurenversiegelung, Kariesinfiltration oder ein Bakterientest vor einer Parodontose-Behandlung.