Blutspenden: Wie ein kleiner Piks Leben rettet
Das leichte Rauschen in der Strandmuschel am Ohr beweist es eindrucksvoll: Durch unsere Arterien und Venen im Körper rauscht eine ganz besondere Flüssigkeit. Pro Minute fließen fünf bis sechs Liter Blut einmal vollständig durch den Körper. Dabei werden Organe mit Sauerstoff versorgt und Nähr- und Botenstoffe dorthin transportiert, wo sie gebraucht werden.
Warum ist Blutspenden so wichtig?
Wissenschaftler erkunden mit Satelliten unsere Galaxie, drucken künstliche Herzklappen und heilen Krankheiten, die vor Jahren noch Todesurteile waren. Doch obwohl sie viel über unser Blut wissen, kann die einzigartige Zusammensetzung nicht künstlich kopiert werden, sagt Dr. Attila Mandl vom Uni. Blutspendedienst OWL am HDZ NRW in Bad Oeynhausen.
Wenn Menschen also durch Verletzungen Blut verloren haben oder ein Patient aufgrund von Krankheiten Medikamente benötigt, sind sie auf Blutspender angewiesen. Denn häufig können lebensrettende Medikamente nur mit Hilfe von Blutbestandteilen hergestellt werden. Auch Forscher, beispielsweise am Paul-Ehrlich-Institut, bekommen so die Möglichkeit, neuartige Therapien weiterzuentwickeln.
Die Nutzungsmöglichkeiten des Bluts sind enorm vielfältig:
Der Blutbedarf ist mit circa 15.000 benötigten Spenden pro Tag allein in Deutschland enorm. Doch nur drei Prozent der Bevölkerung spenden Blut, obwohl es ein Drittel könnte. Ganz egal, welche Blutgruppe jemand hat: Der Spendenablauf, den Dr. Mandl im Video erklärt, ist ganz einfach.
Wie sind die ersten Schritte bei einer Blutspende?
Den Ersttermin zur Spende zu vereinbaren, geht schnell und unkompliziert per Telefon oder Internet. Uni.- oder DRK-Blutspendedienste bieten häufig auch eine Blutspende-App an. Darin können dann individuell aktuelle Blutspendetermine ausgewählt werden. Wer Erstspender ist, führt vor Ort dann zunächst ein Arztgespräch, füllt einen Fragebogen aus und wird kurz untersucht. Ärzte wie Dr. Mandl stellen so sicher, dass der potenzielle Blutspender gesund und fit genug zum Spenden ist.
Wer ist von der Blutspende ausgeschlossen?
Bestimmte Krankheiten und Merkmale schließen von einer Blutspende aus. Eine Spende ist beispielsweise nicht möglich, wenn...
- eine Diabetes-Erkrankung vorliegt
- schwere Herz- und Gefäßkrankheiten vorliegen
- Infektionskrankheiten vorliegen
- Medikamente wie Aspirin genommen werden
- vor weniger als drei Tagen eine zahnärztliche Behandlung stattfand
- vor weniger als sechs Monaten eine Reise in Malaria-Gebiete stattfand
- eine Schwangerschaft vorliegt
Über den Link gibt es eine Checkliste mit den genauen Kriterien. Wer sich generell aktiv und fit fühlt und keine Medikamente nimmt, hat jedoch gute Chancen als Blutspender in Frage zu kommen.
Darf ich nach einer Corona-Impfung bzw. Infektion Blutspenden?
Auch eine überstandene Corona-Infektion ist dann kein Problem. Solange die letzten Symptome sieben Tage vor der Blutspende verschwunden sind, ist eine Infektion mit SARS-CoV-2 kein Ausschlussgrund. Nach aktuellem Stand der Wissenschaft ist eine Übertragung dieser Erkrankung über das gespendete Blut nicht möglich.
Eine Coronaimpfung hat keinen Einfluss auf die Möglichkeit zum Spenden. Lediglich ein Ruhetag sollte dazwischenliegen.
Kann ich nach einer Impfung spenden?
Anders sieht es nach einer Impfung mit Lebendimpfstoffen gegen andere Infektionskrankheiten wie Masern, Röteln, Gelbfieber oder Mumps aus. Eine Spende ist nach enger Absprache mit dem Arzt bei meist erst nach vier Wochen wieder möglich.
Kann ich mit einem neuen Tattoo Blutspenden?
Mit einem frischen Tattoo auf der Haut ist eine Blutspende ausgeschlossen. Vier Monate danach ist spenden wieder möglich.
Warum darf man mit Herpes nicht Blutspenden?
Wer akut von Herpes betroffen ist, muss ebenfalls etwas Geduld haben, um wieder spenden zu dürfen. Vier Wochen lang sollten keine Symptome auftreten, da die Virenlast bei einer aktiven Infektion (beispielsweise mit Bläschenbildung) besonders hoch ist und das Übertragungsrisiko für den Spendenempfänger bei dieser Krankheit deutlich steigt.
Darf ich mit einer Erkältung Blutspenden?
Dasselbe gilt für Personen, die gerne spenden möchten, aber erkältet sind. Auch in diesem Fall ist eine Spende erst nach vier Wochen ohne Symptome wieder möglich.
Darf ich während der Periode Blutspenden?
Solange sich die Spenderin während der Menstruation gut fühlt, kann sie auch spenden.
Warum sollte man vor der Blutspende essen?
Sind alle gesundheitlichen Spendenvoraussetzungen erfüllt, kann eine Blutspende eigentlich nur noch am knurrenden Magen scheitern. Da sie eine Belastung für den Kreislauf ist und entsprechend genügend Energie bereitstehen muss, sollten Spender gut gestärkt zur Blutspende kommen. „Außerdem sollten Spender vorher mindestens anderthalb Liter Flüssigkeit trinken“, so Dr. Mandl.
Wie viel Blut wird entnommen?
Bei einer sogenannten Vollblutspende wird circa ein halber Liter Blut innerhalb von 10 Minuten entnommen. Dazu legen sich Spender bequem auf eine Liege und bekommen einen kleinen Piks in den Arm. Wie dies genau abläuft, ist im Video zu sehen. Anschließend fließt das Blut langsam in einen Beutel.
Wer vorher genug trinkt, hilft seinem Körper dabei, diesen Flüssigkeitsverlust schon nach einem Tag wieder auszugleichen.
Auch eine Blutplasmaspende ist möglich. Dabei werden circa 600 Milliliter des wertvollen Plasmas im Blut entnommen. Blutplasma ist eine gelbliche Flüssigkeit, die keine Blutzellen enthält. Die restlichen Blutbestandteile wie Leuko-, Thrombo- und Erythrozyten werden sofort wieder über eine Maschine in den Blutkreislauf zurückgeführt.
Unter Umständen ist auch eine reine Thrombozytenspende möglich, die Patienten mit Blutgerinnungsproblemen oder Krebserkrankungen besonders hilft. „Diese Spendenart ist aber nur möglich, wenn der Spender selbst ausreichend Thrombozyten im Blut hat“, so Dr. Mandl. Fachkräfte sind bei jeder Spendenvariante stets in der Nähe und achten darauf, dass alles korrekt abläuft, betont Dr. Mandl.
Was passiert mit dem Blut nach der Spende?
Wenige Minuten nach der Spende stabilisiert sich der Blutdruck wieder. Das Spenderblut wird nun ins Labor geschickt, wo es zunächst geprüft wird, bevor es zu den sogenannten Blutprodukten weiterverarbeitet werden kann. Viele Blutspendedienste zahlen dafür eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 20 bis 50 Euro.
Welche Blutwerte werden bei der Blutspende untersucht?
Eine Blutspende hat neben der guten Tat selbst auch noch einen weiteren großen Vorteil: Denn nach jedem Termin wird das Spenderblut erneut auf verschiedene Infektionskrankheiten getestet. Erstspender erfahren außerdem ihre Blutgruppe. So gibt es einen regelmäßigen kostenlosen Check-up durch Spendenanbieter wie das Rote Kreuz oder den Uni.Blutspendedienst.
Welcher HIV-Test wird gemacht?
Neben der eigentlichen Spende entnimmt das Personal zusätzlich eine kleine Kanüle Blut, um es im Labor unter anderem auf HIV, Hepatitis und Syphilis zu testen.
Warum verliere ich beim Blutspenden Kalorien und wie viele sind das?
Nach der Blutspende beginnt der Körper, die Blutzellen wieder neu zu bilden. Dazu benötigt er viel Energie. Circa 2.000 bis 3.000 Kalorien werden dafür je nach Körper und Spendenart benötigt.
Wie oft darf man Blutspenden?
Männer können circa sechs Mal pro Jahr einen Termin zur Vollblutspende machen. Frauen circa vier Mal. Eine Blutplasmaspende ist mit bis zu 60 Mal pro Jahr deutlich häufiger möglich, da die meisten Blutsbestandteile zurückgeführt und somit nicht neu gebildet werden müssen.
Bis wann darf man Blutspenden?
Sofern keine Krankheiten oder sonstigen Ausschlussgründe vorliegen, können Blutspender 18 bis 65 Jahre alt sein. Je nach Blutspendedienst sind Spenden auch noch in höherem Alter möglich. Es ist also eigentlich nie zu spät, um Lebensretter zu werden und gleichzeitig auch noch für seine eigene Gesundheit zu sorgen!