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Datum:14.03.2023 - Kategorie:Gesundheit
Lesedauer:ca. 11 Min.

Borderline – so komplex ist die Persönlichkeitsstörung

Impulsive Emotionen, Kontrollverlust und Beziehungsprobleme. Eine Expertin erklärt, wieso Borderline meist schon in der Kindheit beginnt und welche große Rolle Angst spielt. 

Wer häufig überreagiert, unter Wutausbrüchen, Stimmungsschwankungen und impulsiven Handlungen leidet, muss keine ernsten psychischen Probleme haben. Bei all diesen Dingen handelt es sich jedoch auch um typische Symptome der Borderline-Persönlichkeitsstörung.

Was ist Borderline?

Die schwere Persönlichkeitsstörung hat viele Facetten, häufig eine lange wie ernste Vorgeschichte und lässt sich gar nicht so leicht eingrenzen. Betroffene erleben plötzliche und intensive Stimmungsschwankungen, von extremer Euphorie bis hin zu tiefer Wut und Verzweiflung. Es fällt ihnen außerdem meist schwer, Beziehungen aufrecht zu erhalten. Häufig zeichnet sich der Alltag auch durch impulsives Verhalten aus. 

Eine klare und stabile Identität zu entwickeln, ist gerade für Jugendliche elementar für deren Entwicklung. Durch Probleme in der Kindheit ist dieser wichtige Entwicklungsschritt allerdings erschwert, wie Psychotherapeutin Brigitte Carlson auch im Video erklärt. 
 

Brigitte Carlson erklärt, wieso die Weichen dieser Erkrankung meist schon im Kindesalter gestellt werden

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Wieso entsteht Borderline?

Denn eine Borderline-Erkrankung entsteht in vielen Fällen bereits sehr früh „durch ein kindliches Trauma“, so Carlson. Traumatische Erlebnisse können beispielsweise physische oder emotionale Vernachlässigung, Missbrauch oder Misshandlungen sein.
Um mit diesen enorm negativen Erfahrungen umzugehen, spaltet das Gehirn die Gefühle ab, „was Narben hinterlässt“, so die Expertin. Gefühle, die sonst nicht zu ertragen wären, gräbt das Gehirn tief ein, kann sie aber nicht löschen. Durch diese Abtrennung der Gefühle entsteht in der Folge ein instabiles Selbstbild. Neurotransmitter im Gehirn, die für die Kontrolle von Stimmung, Impulsivität und Emotion zuständig sind, bilden sich abweichend von der Norm aus. Forscher konnten bereits nachweisen, dass einige Borderline-Erkrankte Abweichungen in der Aktivität von entsprechenden Gehirnregionen aufweisen. 

Zusätzlich spielt auch die Genetik eine Rolle. Ist man durch Borderline-Fälle in der Familie bereits vorbelastet, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, auch selbst zu erkranken. Insgesamt bilden drei bis fünf Prozent aller Kinder und Jugendlichen eine Borderline-Persönlichkeitsstörung aus. Nach dem erlittenen Trauma distanzieren sie sich beispielsweise vom Elternhaus oder dem Aggressor – erste Symptome der Erkrankung zeigen sich. Im Erwachsenenalter sind statistisch (nach ICD-10) noch circa zwei Prozent von einer Borderline-Persönlichkeitsstörung betroffen. 

Wie äußerst sich Borderline?

Im Alltag fallen Borderline-Persönlichkeiten unter anderem durch impulsives Verhalten auf. Dazu zählt neben möglichen Überreaktionen auch Drogenmissbrauch, ein verschwenderischer Umgang mit Geld, riskantes Sexualverhalten oder Essstörungen. 
Ein weiteres Symptom kann auch selbstverletzendes Verhalten sein. „Die Wut, die sich eigentlich gegen den ursprünglichen Auslöser des Traumas richten müsste, richtet sich gegen den Betroffenen selbst“, so Carlson.

Innerhalb von Minuten kann es auch wie bei einer bipolaren Störung zu enormen Stimmungsschwankungen kommen. Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung reagieren plötzlich enorm emotional auf vermeintliche Kleinigkeiten, aber auch eine positive Emotion können sie sehr intensiv erleben. Diese emotionale Instabilität erschwert es Borderlinern ihre zwischenmenschlichen Beziehungen aufrecht zu erhalten – ein weiteres Symptom der Erkrankung. 

Wie wirkt sich Borderline auf zwischenmenschliche Beziehungen aus?

Fehlende Stabilität ihrer Impulse und Emotionen machen Beziehungen für Borderliner sehr kompliziert und anstrengend. Tendenziell meiden sie daher vor allem neue Kontakte. „Hinter dieser Distanzierung steckt die tiefgreifende Angst, verlassen zu werden“, so Carlson. Wie für viele psychische Erkrankungen typisch, spielt Angst laut der Expertin auch bei einer Borderline-Persönlichkeitsstörung eine zentrale Rolle als unterliegende Emotion. So ist es nicht selten, dass beispielsweise eine posttraumatische Belastungsstörung begleitend auftritt.

Vertraut sich jemand mit borderline personality einem anderen Menschen einmal an, kann sich diese Person schnell eingeengt oder überfordert fühlen, weil der Borderline-Betroffene auch sehr klammernd und anhänglich sein kann. Der ständige emotionale Wechsel zwischen Angst vor dem Verlassenwerden und anhänglicher Idealisierung der Person kann für Erkrankte und deren Umfeld ein großes Problem sein.

Je nach individuellem Borderline-Typ unterscheidet sich die Intensität von Symptom zu Symptom allerdings.

Welche Stärken und Schwächen haben Menschen mit Borderline?

Die Intensität ihrer Gefühle muss für Betroffene aber nicht in allen Situationen ein Nachteil sein. Menschen mit Borderline-Störung können so beispielsweise auch besonders leidenschaftlich ein Ziel verfolgen und haben emotional oft eine tiefe Verbundenheit zu Dingen, die ihnen wichtig sind. Häufig haben sie auch ein Talent für Kunst oder Musik und schreiben gerne kreativ.

Ihre Risikobereitschaft und emotionale Instabilität führen jedoch dazu, dass sie Probleme damit haben, anderen zu vertrauen, Konflikte auszutragen und Vertrauen in sich selbst zu finden. Durch ihr Schwarz-Weiß-Denken kommt es außerdem zum schnellen Zerwürfnis bei zwischenmenschlichen Beziehungen. Eine vormals idealisierte Person bekommt beispielsweise nach einer kleinen Auseinandersetzung von einem Moment zum anderen keine Wertschätzung mehr, was das Verhältnis enorm belasten kann. 

Was können Angehörige tun?

Eine Borderline-Störung bringt nicht nur für Erkrankte, sondern auch für Angehörige vielfältige und komplexe Probleme mit sich. Folgende Dinge können Angehörigen helfen, mit der Erkrankung umzugehen:

  • Empathie zeigen: Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung erleben starke emotionale Schwankungen und haben Schwierigkeiten, ihre Emotionen zu regulieren. Angehörige können helfen, indem sie Verständnis und Empathie zeigen, ohne zu bewerten oder zu kritisieren.
  • Grenzen setzen: Angehörige sollten trotzdem auch klare Erwartungen und Grenzen kommunizieren, um sich selbst und den Betroffenen so gut es geht beispielsweise vor ausufernden Streitigkeiten zu schützen.
  • Unterstützung suchen: Angehörige sollten sich nicht scheuen, Hilfe von professionellen Therapeuten, Selbsthilfegruppen oder anderen Unterstützungsnetzwerken zu suchen, um ihre eigenen Bedürfnisse und Erfahrungen emotional zu verarbeiten.

Wie werden Borderliner therapiert?

In neun von zehn Fällen können Menschen mit Borderline-Störung durch die passende Therapie Probleme wie selbstschädigendes Verhalten lindern. Ein beliebter Ansatz ist die Dialektisch-behaviorale Therapie. Meist mit Einzeltherapiesitzungen lernen Borderliner gezielt ihre Emotionen zu regulieren. Ein Kernelement sind laut Carlson außerdem Entspannungstechniken, die Betroffene in schwierigen Situationen anwenden, um extreme Emotionen abzumildern. 

Im Verlauf der Psychotherapie arbeiten Therapeuten mit dem Patienten außerdem mögliche traumatische Erfahrungen auf. Es ist wichtig, die Therapie gemeinsam auf ein vorher festgelegtes Therapieziel abzustimmen. Erfahrene Therapeuten kombinieren dazu im Einzelfall auch Therapiemethoden, um ihren Patienten die bestmögliche Behandlung zu ermöglichen. Eine Borderline-Persönlichkeitsstörung erfordert meist langjährige und wiederkehrende Therapiesitzungen. Dann sind aber häufig dauerhafte Behandlungserfolge möglich, die die Lebensqualität von Erkrankten deutlich steigern können.

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