Morbus Crohn: Symptome und Behandlung der Darmentzündung
Morbus Crohn ist eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung, die mit Bauchkrämpfen, Durchfall und Erbrechen einhergeht. Wir sprechen mit Dr. Mathias Löhnert über Symptome, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten.
Was ist Morbus Crohn?
Morbus Crohn ist eine chronische Erkrankung, bei der Teile des Verdauungstrakts entzündet sind. Diese Form der entzündlichen Darmerkrankungen tritt meist in Schüben auf. Die genauen Ursachen sind bis heute nicht vollständig geklärt, aber eine Kombination aus genetischen, umweltbedingten und immunologischen Faktoren scheint eine Rolle zu spielen. Betroffene können eine Vielzahl von Symptomen erleben, darunter starke Bauchschmerzen, Durchfall, Müdigkeit und Gewichtsverlust. Obwohl es derzeit keine Heilung für Morbus Crohn gibt, helfen verschiedene Therapieansätze dabei, die Symptome zu lindern und die symptomfreien Phasen zu verlängern.
Im Video erklärt Prof. Dr. Dr. Mathias Löhnert, Chefarzt der Klinik für Allgemeinchirurgie und Koloproktologie am Klinikum Bielefeld Rosenhöhe, was bei Morbus Chron im Körper passiert:
Morbus Crohn: Typische Symptome der Erkrankung
Die Erkrankung kann mit vielen Symptomen einhergehen, wobei die Schwere und Art der Beschwerden von Person zu Person variieren. Typische Anzeichen sind wiederkehrende Bauchschmerzen vor allem im rechten Unterbauch, Durchfall, Appetitlosigkeit und ungewollter Gewichtsverlust. Es können auch Symptome auftreten, die nicht direkt mit dem Magen-Darm-Trakt in Verbindung stehen, wie Fieber, Gelenkschmerzen oder Hautveränderungen.
Der Verlauf von Morbus Crohn ist oft durch Phasen charakterisiert: Es gibt Zeiten, in denen die Symptome stark ausgeprägt sind (Schübe) und beschwerdefreie Phasen, in denen sie abklingen oder sogar ganz verschwinden (Remissionen). Die chronische Entzündung kann jeden Teil des Verdauungstrakts betreffen, von der Mundhöhle bis zum After, und ihre Verläufe können von mild bis schwer reichen.
Unterschiede zwischen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa
Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind beide Formen von entzündlichen Darmerkrankungen, weisen jedoch einige wichtige Unterschiede auf. Morbus Crohn kann den gesamten Verdauungstrakt betreffen und die Entzündung erstreckt sich oft über die gesamte Darmwand. Im Gegensatz dazu beschränkt sich Colitis ulcerosa ausschließlich auf den Dickdarm und den Enddarm. Die Entzündung ist dabei meist nur in der innersten Schicht der Darmwand zu finden. Bei Morbus Crohn können sich gesunde Darmabschnitte zwischen den entzündeten Bereichen befinden, während bei Colitis ulcerosa die Entzündung in der Regel zusammenhängend ist.
Die Symptome der beiden Erkrankungen sind ähnlich. Obwohl sie in der Behandlung gewisse Gemeinsamkeiten aufweisen, können die Therapieansätze je nach Krankheit und deren Schweregrad variieren.
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Mögliche Ursachen und Risikofaktoren
Morbus Crohn entsteht durch ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren, deren genaue Wechselwirkungen noch nicht vollends ergründet sind. Genetische Faktoren spielen eine Rolle: Wenn Familienmitglieder Morbus Crohn haben, besteht ein erhöhtes Risiko, ebenfalls daran zu erkranken. Eine Fehlfunktion des Immunsystems könnte ein weiterer Auslöser sein, bei dem der Körper fälschlicherweise gesundes Darmgewebe angreift.
Einige Umweltfaktoren stehen ebenfalls im Verdacht, das Risiko zu erhöhen. Dazu gehören beispielsweise Rauchen, der Verzehr von stark verarbeiteten Lebensmitteln oder auch das Wohnen in städtischen, industrialisierten Gebieten. Manche Forscher vermuten, dass außerdem Infektionen durch bestimmte Bakterien oder Viren eine Rolle spielen könnten. Es scheint jedoch, dass keiner dieser Faktoren allein Morbus Crohn verursacht, aber in Kombination können sie das Risiko einer Erkrankung erhöhen.
Welche Komplikationen können mit Morbus Crohn einhergehen?
Morbus Crohn kann neben den grundlegenden Symptomen auch eine Reihe von Komplikationen mit sich bringen:
- Darmverengungen (Strikturen): verursacht durch wiederholte Entzündungen, können zu Blockaden und Verdauungsproblemen führen
- Fisteln: kleine Kanäle, die sich zwischen dem Darm und anderen Organen oder der Haut bilden können
- Abszesse: eitrige Ansammlungen, die sich im Bereich des Darms bilden
- Darmkrebs: langfristige Entzündungen können das Risiko für Darmkrebs erhöhen
Die Erkrankung kann jedoch auch Komplikationen außerhalb des Magen-Darm-Trakts mit sich bringen, wie beispielsweise:
- Gelenkentzündungen (Arthritis)
- Augenentzündungen
- Hautgeschwüre
- Gallensteine
- Nierensteine
- Osteoporose
Es ist nicht selten, dass Morbus-Crohn-Patienten erst nach Jahren die Diagnose erhalten, weil die Erkrankung in Schüben verläuft.
Diagnose der chronisch-entzündlichen Erkrankung
Die Diagnose von Morbus Crohn basiert auf einer Kombination aus Bildgebungsverfahren, Laboruntersuchungen und endoskopischen Befunden.
- Anamnese: Zunächst wird der Arzt die Krankengeschichte des Patienten erheben, um die Symptome und deren Dauer zu ermitteln.
- Körperliche Untersuchung: Der Arzt tastet den Bauch des Patienten ab und untersucht, ob Druckschmerzen auftreten.
- Bluttests: Blutuntersuchungen können Anzeichen von Entzündungen (z. B. erhöhtes CRP, Blutsenkungsgeschwindigkeit) und Mangelzuständen (z. B. Anämie oder fehlende Nährstoffe) aufzeigen.
- Stuhltests: Diese können auf das Vorhandensein von Blut oder Entzündungsmarkern hinweisen.
- Ultraschall-Untersuchung: Eine Sonografie ermöglicht die Visualisierung von Darmwänden und kann Anzeichen von Entzündungen, Abszessen oder Verengungen aufzeigen.
- Darmspiegelung: Eine Schlüsseluntersuchung ist die Koloskopie, bei der ein flexibler Schlauch mit einer Kamera durch den After eingeführt wird, um den Dickdarm und das Ende des Dünndarms direkt zu visualisieren. Dadurch können Entzündungen, Geschwüre und andere Anomalien erkannt und gleichzeitig Gewebeproben (Biopsien) zur weiteren Untersuchung entnommen werden.
- MRT und CT: Weitere bildgebende Verfahren wie MRT (Magnetresonanztomografie) oder CT (Computertomografie) des Darms können helfen, den genauen Ort und das Ausmaß der Erkrankung zu bestimmen.
Der Zeitpunkt der Untersuchung spielt laut Dr. Löhnert eine große Rolle: „Es ist nicht selten, dass Morbus-Crohn-Patienten erst nach Jahren die Diagnose erhalten, weil die Erkrankung in Schüben verläuft. Und in einer schubfreien Phase sind sichtbare Krankheitszeichen oft schwerer zu entdecken.“
Deshalb ist ein ganzheitlicher Ansatz erforderlich, um die Ursachen abzuklären, eine genaue Diagnose zu stellen und andere mögliche Erkrankungen auszuschließen.
Behandlung von Morbus Crohn
An sich ist die Erkrankung nicht heilbar, die Therapie zielt aber darauf ab, Entzündungen zu reduzieren, Symptome zu lindern, akute Schübe hinauszögern und mögliche Komplikationen zu verhindern. Das sind gängige Behandlungsmöglichkeiten:
- Medikamente: Entzündungshemmer helfen dabei, Entzündungen direkt im Darm zu reduzieren; Kortisonpräparate kommen bei schweren Schüben zum Einsatz, um die Entzündung schnell zu dämpfen; Immunsuppressiva und Biologika können das Immunsystem stärken und so Entzündungen vermindern
- richtige Ernährung: In einigen Fällen kann eine spezielle Ernährung wie die leichte Vollkost helfen, Entzündungen zu reduzieren. Diese kann die Verdauung entlasten und Symptome mildern.
- Operation: In schweren Fällen oder bei Komplikationen wie Fisteln oder starken Verengungen kann ein chirurgischer Eingriff notwendig sein, um betroffene Darmabschnitte zu entfernen oder zu behandeln.
- Psychotherapie: Die Symptome können die Lebensqualität des Patienten beeinflussen und zu psychischen Belastungen führen. Eine psychotherapeutische Behandlung hilft dabei, mit der Erkrankung besser umzugehen.
- regelmäßige Kontrollen: Regelmäßige Arztbesuche und Untersuchungen bei Magen-Darm-Spezialisten dienen dazu, den Krankheitsverlauf zu überwachen und die Behandlung bei Bedarf anzupassen.
„In Selbsthilfegruppen bekommt man nicht nur die ärztliche Theorie, sondern auch wichtige und hilfreiche Eindrücke aus dem Alltag von Menschen, die ebenfalls betroffen sind,“ rät Dr. Löhnert und fasst zusammen: „Morbus Crohn ist leider bis heute nicht heilbar, aber dank guten Behandlungsmethoden können wir Patienten oft ein lebenswertes Leben ermöglichen.“
Lässt sich Morbus Crohn vorbeugen?
Die genauen Ursachen von Morbus Crohn sind nicht vollständig bekannt, daher gibt es keine garantierte Methode zur Vorbeugung der Krankheit. Allerdings können einige allgemeine Empfehlungen dazu beitragen, das Risiko einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung zu reduzieren und das Immunsystem zu stärken:
- Achten Sie auf eine gesunde ausgewogene Ernährung und essen Sie ausreichend Obst, Gemüse und Vollkornprodukte
- Trinken Sie täglich mindestens 2 Liter ungesüßte Getränke wie Wasser oder Tee.
- Vermeiden Sie den Konsum von Alkohol und Nikotin.
- Treiben Sie regelmäßig Sport.
- Achten Sie auf ausreichend Schlaf und Erholung.