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Datum:20.03.2024 - Kategorie:Gesundheit
Lesedauer:ca. 12 Min.

Schilddrüsenüberfunktion: Ursachen, Symptome und Behandlung

Martina fühlt sich müde. Und das nicht nur heute. Auch konzentriertes Arbeiten fällt ihr seit einigen Wochen schwer. Außerdem schwitzt sie die ganze Zeit und ihr Haar dünnt zunehmend aus. Ihr Hausarzt weiß keinen Rat, woher die Beschwerden kommen. Erst die Blutuntersuchung zeigt: Martina leidet unter einer Schilddrüsenüberfunktion. Und sie ist nicht die Einzige, bei der sich Allerweltssymptome als Hyperthyreose herausstellen, wie die Erkrankung im Medizin-Jargon heißt. Etwa ein Prozent der Bevölkerung leidet an einer Überfunktion. Am häufigsten betroffen davon sind Frauen im mittleren Erwachsenenalter.

Wie erkenne ich eine Schilddrüsenüberfunktion bzw. Hyperthyreose?

Oft führt die Überfunktion zu einer sichtbaren Vergrößerung (auch Struma bzw. Kropf genannt) der Schilddrüse im vorderen Halsbereich. Bei Martina aber ist auf den ersten Blick nichts zu sehen. Ihr geht es wie vielen Leidensgenossen. Sie klagt über Beschwerden wie Müdigkeit, übertriebenes Schwitzen, Konzentrations- und Gedächtnisschwäche und mangelnde Leistungsfähigkeit. Einige Betroffene kommen in die Praxis, weil sie stumpfe, trockene Haare haben oder kein sexuelles Verlangen mehr spüren.

Eine Überfunktion der Schilddrüse steht bei solchen Symptomen selten in Verdacht. Das kleine Organ unterhalb des Kehlkopfes ist oft unterschätzt – dabei spielt es eine bedeutende Rolle für viele Funktionen im Körper. Auch das Herz-Kreislauf-System steht unter dem Einfluss der vermeintlich unscheinbaren Schilddrüse. Dementsprechend vielfältig und unspezifisch sind auch die Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion. Auf die Spur kommen Betroffene der Hyperthyreose meist erst, wenn sie der starke Leidensdruck in die Arztpraxis treibt.


Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion:

  • Vermehrtes Schwitzen
  • Plötzliche Gewichtsabnahme
  • Müdigkeit, Schlaflosigkeit, Antriebslosigkeit und Teilnahmslosigkeit
  • Nervosität, innere Unruhe, Konzentrationsstörungen
  • Verlangsamte Reflexe
  • Gedächtnisschwäche, depressive Verstimmungen
  • Stumpfe, trockene Haare
  • Haarausfall, brüchige Nägel
  • Muskelschwäche, Muskelschmerzen
  • Schneller Puls, erhöhter Blutdruck
  • Myxödeme: Teigige Schwellung des Unterhautbindegewebes, an den Armen und Beinen und im Gesicht
  • Häufiger Stuhlgang, manchmal Durchfall
  • Heisere, tiefe Stimme; langsame, verwaschene Sprache
  • Verlust der sexuellen Lust
  • Menstruationsstörungen

Wie wird eine Schilddrüsenüberfunktion diagnostiziert?

Viele verschiedene Symptome können auf eine Schilddrüsenüberfunktion hinweisen. In manchen Fällen stellt der Arzt die Vergrößerung des Organs beim Abtasten ab. Bei Martina ist das nicht der Fall. Endgültige Klarheit geben hier erst die Blutuntersuchungen. Entscheidend ist das Hormon TSH (Thyroid Stimulating Hormon), das die Produktion der Schilddrüsenhormone T3 (Trijodthyronin) und T4 (Thyroxin) steuert und überwacht.

Je nachdem, wie viele Schilddrüsenhormone im Blut zirkulieren, schüttet die Hirnanhangdrüse, die Hypophyse, entweder mehr oder weniger TSH aus. Weil die Schilddrüse bei einer Hyperthyreose zu viele Hormone ausschüttet, drosselt die Hirnanhangdrüse die Produktion. Die Folge: ein gestörter Stoffwechsel, der zu den beschriebenen Symptomen führt.

Wann sind die TSH-Werte zu hoch?

Bei Erwachsenen liegt der normale TSH-Wert etwa zwischen 0,40 und 4,0 mU / l. Martinas Wert liegt mit 0,25 mU / l deutlich darunter – es besteht also der Verdacht auf eine Überfunktion. Auf die erste Diagnose folgen weitere eingehende Untersuchungen. Hier kommen Fachärzte wie Endokrinologen, Internisten ins Spiel. Erhärten bildgebende Verfahren wie Sonografien oder Ultraschalluntersuchungen der Schilddrüse den Verdacht, beginnt die Behandlung – so wie bei Martina.

Wie behandle ich eine Schilddrüsenüberfunktion?

In der Regel erfolgt eine medikamentöse Behandlung. Ziel der Therapie ist es, die Produktion großer Mengen der Schilddrüsenhormone ins gesunde Gleichgewicht zu bringen. Besonders verbreitet ist die Einnahme sogenannter Thyreostatika: Schilddrüsenblocker, die mithilfe verschiedener Wirkstoffe wie Carbimazol, Methimazol und Propylthiouracil die Hormonproduktion hemmen.

Die gute Nachricht: Bei Patientinnen wie Martina pendelt sich der TSH-Spiegel der Schilddrüse meist schnell im Normalbereich ein. Schon nach wenigen Monaten geht es ihr deutlich besser: Sie ist nicht mehr so oft müde, und auch auf der Arbeit erledigt sie ihre Aufgaben wieder gewohnt zügig und zuverlässig. Wäre die medikamentöse Therapie nicht erfolgt, hätten die Probleme der Schilddrüse unter Umständen zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen können.

Wann ist eine Operation oder Radiojodtherapie nötig?

Liegt der Überfunktion die Basedowsche Erkrankung (Morbus Basedow) zugrunde, reicht die kurzfristige Einnahme von Medikamenten nicht aus. Hier werden die Thyreostatika längerfristig, über einen Zeitraum von zwölf Monaten, verabreicht. Ist die Überfunktion anschließend immer noch vorhanden, folgt womöglich eine Operation, um das entsprechende Gewebe in der Schilddrüse zu entfernen. Ein weiteres Mittel der Wahl ist die Radiojodtherapie. Hier wird eine winzige Menge jodhaltiger Medikamente in Tablettenform verabreicht. Bei richtiger Dosierung kann die Radiojodtherapie überaktives Gewebe in der Schilddrüse gezielt ausschalten und zerstören.

Welche Ursachen hat eine Schilddrüsenüberfunktion?

Bei Martina ist die Ursache nicht so schwerwiegend: Die Szintigrafie (ein spezielles bildgebendes Verfahren für die Schilddrüse) hat eine knotige Veränderung zum Vorschein gebracht. Solche sogenannten heißen Knoten sind meist harmlos und bergen keine Krebs-Gefahr. Die Medizin spricht hier von einer Autonomie. Welche Auslöser hinter einer Autonomie der Schilddrüse stecken, gilt in der Forschung als umstritten. Experten gehen in vielen Fällen von einem chronischen Jodmangel aus, der die Hirnanhangdrüse anregt, zu viele Schilddrüsenhormone zu produzieren.

Was ist Morbus Basedow?

Die häufigste Ursache für eine Schilddrüsenüberfunktion ist die Basedow-Krankheit. Bei dieser Autoimmunerkrankung rebelliert das Immunsystem gegen den eigenen Körper. Im konkreten Fall der Hyperthyreose heißt das: Das Immunsystem bildet Antikörper gegen die eigene Schilddrüse, die wiederum als Abwehrreaktion zu viele Hormone FT3 und FT4 ausschüttet. Der Stoffwechsel läuft somit auf Hochtouren, wir beginnen zu schwitzen oder frieren, oder fühlen uns überfordert und schwach.

Die Basedow-Krankheit ist an der Struma bzw. am Kropf am Hals zu erkennen. Auch Augenbeschwerden wie die endokrine Orbitopathie (eine entzündliche Erkrankung der Augenhöhle) und vermehrter Tränenfluss deuten auf die Autoimmunerkrankung hin. Bleibt die Krankheit unbehandelt, führt sie nicht unweigerlich, aber häufig zu einer Schilddrüsenüberfunktion.

Verursachen Medikamente eine Überfunktion?

Neben der Autonomie sowie Morbus Basedow gibt es weitere, seltenere Ursachen für eine Schilddrüsenüberfunktion. Dazu zählen unter anderem eine chronische Entzündung der Schilddrüse (Hashimoto-Thyreoiditis) und bestimmte Formen des Schilddrüsenkrebses. Auch Menschen mit einer Schilddrüsenunterfunktion, der Hypothyreose, können eine Überfunktion erleiden – und zwar, wenn sie zu viele Schilddrüsenhormone als Medikament einnehmen. Statt den Mangel auszugleichen, sorgen die Medikamente für einen Überschuss. Die Medizin spricht hierbei von einer „Hyperthyreosis facititia“.

Warum fallen in einigen Fällen die Haare aus?

Dünne, brüchige und ausfallende Haare zählen zu den sichtbarsten Begleiterscheinungen einer Schilddrüsenüberfunktion. Weil die Hormone T3 und T4 eine wichtige Rolle für den Stoffwechsel spielen, beeinflussen sie nämlich die haarbildenden Zellen. Die Haare wechseln früher in die Ruhephase, erreichen ihre normale Länge nicht mehr – und fallen im schlimmsten Fall aus. Eine erfolgreiche Behandlung wie bei Martina lässt die Haare aber in der Regel schnell wieder nachwachsen und im alten Glanz erstrahlen.

Martina hat Glück im Unglück. Sie ist von Morbus Basedow verschont geblieben. Die Ursache ihrer Hyperthyreose, eine Autonomie, bekommt sie mit Medikamenten in den Griff. Auch der gutartige Knoten in ihrer Schilddrüse ist nicht weiter auffällig. Nach einigen Monaten ist sie beschwerdefrei – und heilfroh, nicht mehr ständig müde und abgeschlagen zu sein.

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