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Datum:03.11.2022 - Kategorie:Gesundheit
Lesedauer:ca. 11 Min.

Wenn die Lust zur Last wird: Was hilft gegen Pornosucht?

Pornosucht? Das galt lange als Randphänomen. Etwa eine halbe Millionen Menschen in Deutschland aber empfinden die Lust längst als Last: Sie sind süchtig nach pornografischen Inhalten. Hier lesen Sie, was gegen die Krankheit hilft.

Vor einiger Zeit war es gar nicht so leicht, Pornografie zu konsumieren. Für Sexfilme brauchte es den Gang in die Videothek, für Pornoheftchen den Gang in den Kiosk. Heute reichen schon einige Klicks aus und Millionen Pornos sowie Nacktbilder stehen bereit. Studien zufolge dreht sich ein Drittel aller Inhalte im Internet um Pornografie. Die unbegrenzte Menge hat allerdings auch Schattenseiten.

Was ist Pornosucht?

Pornokonsum ist völlig normal und Ausdruck der Sexualität. Pornos stimulieren, wecken das sexuelle Verlangen und können das Liebesleben bereichern. „Die Übergänge zwischen gelegentlichem Konsum und Abhängigkeit sind aber oft fließend“, sagt Sexualtherapeutin Dr. Heike Melzer.

Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO liegt eine Pornosucht vor, wenn Betroffene intensiven, wiederkehrenden Konsum über mindestens sechs Monate nicht kontrollieren können und das Familien- und Arbeitsleben oder das Sozialverhalten stark darunter leiden.

Was passiert im Körper, wenn ich Pornos schaue?

Ein Orgasmus ist einer der schönsten Momente. Das Gehirn schüttet einen Hormoncocktail aus Dopamin, Serotonin, Adrenalin und Endorphine aus und es kommt zu unbeschreiblichen Glücksgefühlen. „Genau wie Sex mit einem realen Mann oder einer realen Frau aktivieren Pornos das Belohnungszentrum im Gehirn“, erklärt Dr. Heike Melzer. Und ähnlich wie bei Alkohol oder Nikotin setzt ein Gewöhnungseffekt ein, wenn wir ständig konsumieren. In der Folge braucht das Gehirn immer stärkere Reize, also häufigere und heftigere Inhalte, um das Belohnungszentrum zu aktivieren – und Glücksgefühle zu erzeugen.

Was sind die Ursachen für Pornosucht?

Anonym, schnell und ständig verfügbar: Das Internet macht es viel einfacher als früher, Pornos zu konsumieren und sexuelle Befriedigung zu erfahren. Losgelöst von der technischen Verfügbarkeit spielen auch persönliche Gründe eine Rolle. Emotionale Überforderung, Einsamkeit und sexuelle Unzufriedenheit können eine Abhängigkeit begünstigen. Auch die Angst vor sexuellen Beziehungen kann dahinterstecken.

Wie erkenne ich Pornosucht?

Die ständige Suche nach stärkeren Reizen kann zu einer Dosissteigerung bis hin zum kompletten Kontrollverlust führen. Das heißt, der Versuch, weniger zu schauen oder aufzuhören, ist meist schnell zum Scheitern verurteilt. „Ob eine Sucht vorliegt, erkennen Betroffene auch am SAFE-Prinzip“, sagt Dr. Melzer.

Das SAFE-Prinzip:

  • Das S steht für Secret: Erkrankte halten ihre Sucht geheim, weil sie sich für ihren übermäßigen Konsum schämen.
  • A wie Abusive: Bedeutet so viel wie missbräuchlich. Pornos werden übermäßig oft und lange angesehen und man zwingt sich sozusagen selbst zum Masturbieren.
  • Das F leitet sich aus „Feelings“ ab, weil mit der Sucht Gefühle wie Langeweile, Trauer oder Wut kompensiert werden.
  • Wenn die Sucht in keinem emotionalen Bezug zu einer Person steht, stumpft die Person ab und fühlt sich empty, also leer und abgestumpft (E).

Was sind die ersten Anzeichen?

Eine der wichtigsten Fragen ist: Liegt ein Leidensdruck vor? Wenn wir einen Zwang spüren und die Kontrolle verlieren, den Alltag, Privat- und Berufsleben nicht mehr vernünftig strukturieren und steuern können, sollten wir uns Gedanken machen. Der konkrete Konsum kann dabei von einem Video täglich bis hin zu mehreren Stunden am Tag reichen. Es gibt aber noch weitere Anzeichen:

  • Betroffene verbringen immer mehr Zeit damit, Pornos anzuschauen
  • Pornos dienen dazu, Frust, Langeweile oder Traurigkeit zu vertreiben
  • Es kommt zu starken Stimmungsschwankungen, wenn Sie nicht konsumieren können.

Wie viele Pornosüchtige gibt es in Deutschland?

Pornosucht ist ein recht neues Phänomen: Erst 1996 erlebten Psychologen die ersten Fälle von Kontrollverlust durch übermäßigen Pornokonsum. Der Siegeszug des Internets schließlich beschleunigte die Entwicklung: Studien zufolge sind heute etwa eine halbe Million Menschen in Deutschland süchtig – darunter deutlich mehr Männer als Frauen. Weil das Thema schambeladen ist, gehen Experten zudem von einer hohen Dunkelziffer aus.

Welche Folgen hat die Pornosucht?

Eine Sucht kann weitreichende psychische und physische Auswirkungen haben. Zu den negativen Konsequenzen zählen unter anderem:

  • Soziale Einsamkeit: Im Unterschied zu Tabak oder Alkohol hat die Abhängigkeit keinen sozialen Charakter. Weil Betroffene die sexuellen Inhalte allein und im Verborgenen konsumieren, verlieren sie oft den Kontakt zu Freunden und Familie.

  • Veränderungen im Gehirn: Das permanent ausgeschüttete Dopamin stimuliert das Belohnungszentrum im Gehirn sehr stark. Es kommt zu einer Toleranzentwicklung, das Gehirn verlangt nach stärkeren Reizen und stumpft ab.
  • Sexuelle Unzufriedenheit: Erkrankte empfinden sexuelle Beziehungen als weniger intensiv und erregend, weil sie unempfindlicher auf sexuelle Reize reagieren.
  • Grenzüberschreitung: Weil Erkrankte mit der Zeit oft abstumpfen und Grenzen ständig neu verschieben, besteht in einigen Fällen das Risiko, strafbare Inhalte wie Kinderpornografie oder Vergewaltigungsszenen zu konsumieren.

Wie wirkt sich die Pornosucht auf die Beziehung aus?

In Beziehungen kann sie ernste Probleme auslösen und zur Trennung oder Scheidung führen. So kann der übermäßige Pornokonsum das sexuelle Verlangen nach der Partnerin oder dem Partner schwinden lassen. „Ein pornosüchtiger Mann leidet nicht selten unter Erektionsstörungen und auch Frauen klagen über mangelnde Erregung“, sagt Dr. Heike Melzer. Genauso wie partnerschaftliche Beziehungen können auch familiäre, freundschaftliche und berufliche Verbindungen in die Brüche gehen, weil die Welt nur noch um die Sucht kreist.

Corona hat die Pornosucht verstärkt

Freunde treffen, feiern, essen gehen, Urlaub: Die Lockdowns in der Corona-Pandemie haben für mehr Langeweile und Einsamkeit gesorgt – und den Pornokonsum weiter in die Höhe getrieben. Statistiken registrieren für diese Zeit eine zehn- bis zwanzigprozentige Zunahme auf Pornowebsites. Betroffen davon sind vor allem junge Menschen, – speziell junge Männer – die in den Lockdowns noch mehr Zeit hatten und oft sozial isoliert lebten.

Betroffene müssen sich eingestehen, ein Problem zu haben.

Was hilft gegen Pornosucht?

Der erste Schritt ist der wichtigste: Betroffene müssen sich eingestehen, ein Problem zu haben. „Es ist wichtig, das eigene Verhalten zu reflektieren und die Sucht zu erkennen“, sagt Dr. Heike Melzer. Dazu gehört, Informationen zum Thema zu sammeln und entsprechende Artikel und Videos anzuschauen. „Eine Heilung basiert immer auf dem Eingeständnis und der Willenskraft der Erkrankten“, erklärt die Sexualtherapeutin.

Wie wird eine Pornosucht behandelt?

Manche lösen das Problem durch einen „kalten Entzug“, indem sie alle pornografischen Inhalte aus ihrem Leben für mehrere Monate verbannen. Selbsthilfegruppen können helfen, weil Mann und Frau dort Raum für Verständnis und Austausch finden. Mit Entspannungstechniken wie Meditation, Yoga und Achtsamkeitsübungen können Erkrankte lernen, Impulse zu kontrollieren. Und natürlich gibt es die Möglichkeit der professionellen Hilfe: Viele Pornosüchtige schaffen es durch Therapien, Muster zu durchbrechen und dem Teufelskreis zu entkommen.

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