Diagnostik und Behandlung bei Prostatakrebs
Er verursacht zunächst keine Symptome. Schleichend wächst er über viele Jahre heran. Unbehandelt kann er schwerwiegende Folgen haben: Prostatakrebs. Durch Vorsorgemaßnahmen kann die Diagnose Prostatakrebs im Frühstadium gut behandelt werden. Doch nur 18 Prozent der Männer im vorsorgefähigen Alter nehmen diese wahr. Prof. Dr. med. Tilman Kälble erklärt, wie Prostatakrebs diagnostiziert wird und welche Therapien helfen.
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Inhalt der Seite
1.Was ist Prostatakrebs?
- Was ist Prostatakrebs?
- Was sind Risikofaktoren für Prostatakrebs?
- Wie wird Prostatakrebs diagnostiziert?
- Welche Diagnoseverfahren gibt es bei Prostatakrebs?
- Wann startet die Prostatakrebs-Früherkennung?
- Wie laufen die Untersuchungen der Prostata ab?
- Welche Vor- und Nachteile haben die Verfahren?
- mpMRT: Zusätzliche Leistung der Heimat Krankenkasse
- Was passiert nach der Diagnose Prostatakrebs?
- Welche Behandlungen und Therapien gibt es bei Prostatakrebs?
- Gibt es Leistungen, von denen Krankenversicherte profitieren?
- Prostatakrebs: Diese Untersuchungen übernimmt die Heimat Krankenkasse
Was ist Prostatakrebs?
Die Prostata – auch Vorsteherdrüse genannt – befindet sich unterhalb der Harnblase und umschließt die Harnröhre. Samenleiter und Samenbläschen münden in die Prostata. „Mit zunehmendem Alter kommt es bei jedem Mann zu einer gutartigen Vergrößerung der Prostata“, erklärt Prof. Dr. Kälble.
„Relativ häufig entsteht an der Grenze zwischen dem Prostatagewebe und der Prostatakapsel jedoch ein bösartiger Tumor.“ Rechtzeitig diagnostiziert, lässt sich die Diagnose Prostatakrebs sehr gut behandeln. Wird der Tumor aber zu spät entdeckt, kann er bereits Metastasen gebildet haben. „Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen sind daher immens wichtig.“
Was sind Risikofaktoren für Prostatakrebs?
„Hauptrisikofaktor ist das Alter. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, an einem Prostatakarzinom zu erkranken“, erklärt der Urologe. Außerdem haben Männer, deren Brüder oder Väter an einem Prostatakarzinom litten, ein zweifach höheres Risiko einer Prostatakrebserkrankung.
Auch die Ernährung scheint eine Rolle zu spielen. „In südlichen Ländern, wo viel Gemüse und Fisch gegessen wird, gibt es weniger Karzinome als in Nordeuropa“, so Prof. Dr. Kälble.
Wie wird Prostatakrebs diagnostiziert?
Die Symptome des Prostatakarzinoms sind zunächst identisch mit denen der gutartigen Prostatavergrößerung. Denn jeder Mann mit der Diagnose Prostatakrebs hat auch eine vergrößerte Prostata. „Ein Prostatakarzinom verursacht zunächst keine Symptome. Wenn Symptome auftreten, hat der Krebs häufig schon gestreut. Beispielsweise in Form von Knochenmetastasen, die Schmerzen verursachen“, betont Prof. Dr. Kälble.
Welche Diagnoseverfahren gibt es bei Prostatakrebs?
Umso wichtiger ist die Früherkennung von Prostatakrebs. Der Urologe ist dafür der richtige Ansprechpartner. Als spezialisierter Facharzt kann er zur Prostatakrebs-Diagnostik Tastuntersuchungen durchführen, Ultraschall- und MRT-Verfahren einsetzen und Prostatakarzinome über den sogenannten PSA-Wert entdecken.
Wann startet die Prostatakrebs-Früherkennung?
In der Regel werden Männern Untersuchungen der Prostata zur Vorsorge ab einem Alter von 45 Jahren empfohlen. „Traten Erkrankungen der Prostata bereits in der Familie beim Vater oder Bruder auf, sollten Männer schon ab 40 Jahren vorbeugen und zum Urologen gehen“, sagt Prof. Dr. Kälble.
Nach einem ersten Vorgespräch, in dem der behandelnde Arzt individuelle Beschwerden und familiäre Vorgeschichten abklärt, erfolgt die Tastuntersuchung beziehungsweise digital-rektale Untersuchung (DRU) zur Prostatakarzinom-Diagnostik. Mit seinem Finger tastet der Arzt über den Enddarm die Prostata ab und kann mögliche Unregelmäßigkeiten wie Knoten oder Verhärtungen fühlen.
Im Rahmen der sogenannten Transrektalen Ultraschall-Untersuchung (TRUS) zur Prostatakrebs-Diagnostik wird die Größe der Prostata mithilfe der Ultraschall-Untersuchung über den Enddarm geprüft.
In manchen Fällen kommt auch eine besondere Variante der Magnetresonanztomografie (MRT) zur Prostatakarzinom-Diagnostik zum Einsatz: die multiparametrische MRT (mpMRT). Bei dieser Prostatakrebs-Diagnose mittels MRT handelt es sich um eine fortschrittliche Technologie der Bildgebung ohne Einsatz von Strahlung.
Welche Vor- und Nachteile haben die Verfahren?
Die verschiedenen Verfahren zur Prostatakrebs-Diagnostik haben Vor- und Nachteile.
Die Tastuntersuchung dauert nur wenige Minuten und erfordert keine spezielle Vorbereitung. Allein reicht diese Form der Prostatakarzinom-Diagnostik jedoch nicht aus: „Beim Tasten sind mindestens 30 Prozent der Karzinome nicht zu erfühlen, da sie sich noch in einem sehr frühen Stadium befinden oder sich nicht zum After entwickeln, sondern nach vorne“, erklärt der Urologe.
Die Prostata-Untersuchung per Ultraschall wird zur Prostatakrebs-Diagnostik schwerpunktmäßig eingesetzt, um die Größe und Gestalt der Vorsteherdrüse zu beurteilen oder eine Gewebeprobe der Prostata zu steuern.
Die Prostatakrebsdiagnose mittels MRT ermöglicht eine sehr präzise Beurteilung der Prostata und kann verdächtige Bereiche genau lokalisieren. Außerdem kann bei Befund eine MRT gestützte Prostatabiopsie sinnvoll sein. Im Rahmen dieser Prostata-Untersuchung erfolgt die Biopsie weniger schmerzhaft.
„Der wichtigste Früherkennungsparameter ist zudem der PSA-Wert“, sagt Prof. Dr. Kälble. Ein stark erhöhter PSA-Wert kann auf Prostatakrebs hinweisen – allerdings muss es sich nicht um Krebs handeln, auch bei einer sehr großen gutartigen Prostata oder einer Prostataentzündung kann der PSA-Wert erhöht sein. Der Arzt entscheidet im Einzelfall, welche Behandlung sich am besten für den Patienten zur Prostatakarzinom-Diagnostik eignet.
Was passiert nach der Diagnose Prostatakrebs?
Treten im Rahmen der Prostata-Untersuchung beim Mann Auffälligkeiten auf, müssen diese näher untersucht werden. Dazu folgt im Rahmen einer Prostata-Untersuchung die Biopsie, also die Entnahme von Gewebeproben zur Diagnostik eines Prostatakarzinoms, die im Anschluss pathologisch analysiert wird.
Ich rate jedem Mann, frühzeitig Vorsorgemaßnahmen in Anspruch zu nehmen.
Das Prostata-Biopsie-Ergebnis wird mit dem sogenannten Gleason-Score bewertet. Liegt der Score beispielsweise bei sechs, handelt es sich um ein niedriges Risiko und der Arzt empfiehlt meist eine aktive Überwachung. „Dabei geht der Patient zweimal jährlich zum Urologen, um den PSA-Wert und die Prostata-Untersuchung per Ultraschall kontrollieren zu lassen“, erklärt der Facharzt.
Alle eineinhalb bis zwei Jahre wird eine erneute Gewebeprobe (Rebiopsie) entnommen. Bleibt der Tumor stabil, kann man später auf regelmäßige Kernspintomografien (MRT) umsteigen. Hat der Tumor jedoch ein aggressives Risiko, etwa einen Gleason-Score von sieben oder mehr, ist eine Therapie notwendig.
Welche Behandlungen und Therapien gibt es bei Prostatakrebs?
Je nach Stadium und gesundheitlichen Faktoren folgt eine Operation oder Strahlentherapie. Die Operation wird heute oft minimalinvasiv durchgeführt. „Eine Operation geht immer mit bestimmten Risiken einher. Gefürchtete Komplikationen wie die Inkontinenz treten aber selten auf, da es sich mittlerweile um einen Routine-Eingriff handelt“, so der Urologe.
Ein Vorteil der Operation: Das genaue Tumorstadium kann ermittelt und bei Bedarf gezielt nachbehandelt werden. Der PSA-Wert sinkt auf null. Steigt der Wert erneut – beispielsweise aufgrund von Tumorzellen, die in Lymphspalten verlieben sind – haben Patienten die Möglichkeit auf eine zweite Heilungschance, etwa durch Strahlentherapie.
Die Strahlentherapie erfordert tägliche Sitzungen über sieben Wochen und kann Blase oder Darm schädigen. Ihr Vorteil ist das fehlende Operationsrisiko, jedoch ist der PSA-Wert nicht null und spätere Operationen im bestrahlten Gewebe sind komplizierter. „Beide Verfahren bieten aber exzellente Heilungschancen bei frühzeitiger Diagnose von Prostatakrebs“, resümiert Prof. Dr. Kälble.
Gibt es Leistungen, von denen Krankenversicherte profitieren?
Die Tastuntersuchung gehört zum gesetzlichen Screening-Programm und kann von Männern ab 45 Jahren einmal im Jahr in Anspruch genommen werden.Die Messung des PSA-Wertes ist eine individuelle Gesundheitsleistung, der Patient trägt die Kosten dafür selbst.
Ob Tastuntersuchung, Ultraschall, MRT oder PSA-Wert: Prostatakrebs-Vorsorge ist die beste Medizin. „Ich rate jedem Mann, frühzeitig Vorsorgemaßnahmen in Anspruch zu nehmen“, betont Prof. Dr. Kälble. Denn grundsätzlich sei Prostatakrebs ein Tumor, den man durch regelmäßige Untersuchungen der Prostata rechtzeitig diagnostizieren kann und der gut behandelbar ist – allerdings nur, wenn man frühzeitig den Prostatakrebs erkennt.
Prostatakrebs: Diese Untersuchungen übernimmt die Heimat Krankenkasse
- Liegt ein konkreter Verdacht auf ein Prostatakarzinom vor, können Versicherte der Heimat Krankenkasse kostenlos eine mpMRT durchführen lassen.
- Unabhängig davon besteht die Möglichkeit, einen Zuschuss von 50 Euro pro Jahr für eine Prostata-Sonografie beziehungsweise Ultraschall-Untersuchung der Prostata zu erhalten.
- Versicherte der Heimat Krankenkasse haben außerdem den großen Vorteil, dass sich Männer im Rahmen des Gesundheitskontos ab 18 Jahren jährlich einen PSA-Test bis zu 50 Euro bezuschussen lassen können.